Herford, 24. Jan. 2012 MHV-Geschäftsführer verspricht mehr Qualitäts-kontrollen, Marketing und Angebote für Schüler
Von Bärbel Hillebrenner, Herforder Kreisblatt
Herford (WB). Auf Störungen im Busverkehr reagiert der Fahrgast sensibel – und sucht sich schnell eine andere Transportmöglichkeit. Deshalb ist das Defizit für 2011 und 2012 beim ÖPNV im Kreis Herford auch höher als erwartet, nämlich 1,136 Millionen Euro.
Diese Angaben machte gestern MHV-Geschäftsführer Achim Overath. Der Chef der Minden-Herforder Verkehrsgesellschaft nimmt damit die in jüngster Zeit viel kritisierte Busverkehr Ostwestfalen (BVO) in Schutz. Achim Overath: »Die BVO hat in der Ausschreibung ein Preisangebot gemacht, mit dem die Busse ohne öffentliche Zuschüsse hätten rollen können.« Nun aber sei der Einbruch bei den Fahrgästen unerwartet hoch gewesen, so dass der Zuschussbedarf für 2011 (Juni bis Dezember) bei 465000 Euro liegt und für 2012 auf 671000 Euro prognostiziert wird. Diese Zahlen, so Overath, beträfen lediglich den Kreis Herford mit seinen 25 Buslinien im Stadtverkehr, in Enger, Spenge und Hiddenhausen. Der Kreis muss für die Begleichung dieser Verluste in Vorleistung treten und rechnet voraussichtlich erst 2013 mit den Kommunen ab.
Wie mehrfach berichtet, hatte die MHV vor der Ausschreibung im Herbst 2010 eine Wirtschaftlichkeitsberechnung auf Grundlage der Erlöse der ehemaligen VMR (Verkehrsbetriebe Minden-Ravensberg) gemacht. Die Erlöse für 2011 und 2012 wurden danach von der MHV mit 10,5 Millionen Euro kalkuliert, 1,4 Millionen weniger als eine Prognose, die VMR noch zu ihren Betriebszeiten berechnet hatte. Deren Einnahmenprognose lag für 2011 bei 11,905 Millionen mit einem Zuschussbedarf von 1,143 Millionen Euro; für 2012 war der Erlös von VMR mit 11,867 Millionen und einem Zuschussbedarf von 1,185 Millionen Euro geschätzt worden. »Diese Zahlen wurden uns von VMR vor dem Hintergrund einer privat-öffentlichen Gesellschaft genannt, die das Unternehmen seinerzeit vorgeschlagen hatte, das so genannte PPP-Modell. Wäre VMR weitergefahren, hätte sich das Defizit nochmals jährlich um 400000 Euro erhöht«, sagte Overath.
Nach der Übernahme des Busverkehrs durch die BVO habe sich jedoch, so Overath, die Situation gänzlich verändert. Im so genannten Jedermann-Verkehr habe sich ein unerwartet hoher Einbruch im Kreis Herford von 30 Prozent abgezeichnet. Vergleiche hätten gezeigt, dass dieser Rückgang nur auf den VMR-Linien aufgetreten sei, nicht aber auf den Linien, die in den beiden Kreisen Herford und Minden-Lübbecke von anderen Unternehmen bedient werden. »Somit liegt die Vermutung nahe, dass sich der Fahrgast in Zeiten des VMR-Streiks und auch während der Baustellenphase im Sommer 2011 eine Alternative gesucht hat«, sagte Kreisdirektor Ralf Heemeier. Regulieren würde sich das Kundenverhalten nach dieser Zeit nicht: »Es dauert vier bis fünf Jahre, bis diese Kunden zurückkommen«, sagte Overath.
Einschränkungen im ÖPNV-Angebot soll es trotz des Defizits nicht geben, Preissteigerungen auch nur im üblichen Rahmen. Heemeier: »Die Kreise als Aufgabenträger werden einen intensiven Dialog mit den Kommunen führen, um Optimierungen im Busverkehr zu prüfen.« Ein verstärktes Marketing, Qualitätskontrollen und zusätzliche Angebote insbesondere für Schüler sollen die Verluste und damit die kommunalen Zuschüsse künftig verringern – eine Einnahmensteigerung werde es in naher Zukunft nämlich wohl nicht geben.
Siehe dazu auch http://www.liste2004.de/press/www-vmr-online-de-verkehrsbetriebe-minden-ravensberg-gmbh.