Bzgl. des Verfahrens zur Umsetzung der Pläne für das „Museum am Münster“ (MaM) sind die entscheidenden Grundsatzbeschlüsse bereits am 07. April 2000, am 28. März 2003 und am 10. Juni 2005 durch den Rat der Stadt Herford gefasst worden.
Die Beschlüsse sind sowohl für Rat und Verwaltung als auch für den Bürgermeister als dem Vorsitzenden des Rates sowie als Chef der Verwaltung bindend.
Vor dem Hintergrund der Chronologie der Beschlüsse ist es absolut kontraproduktiv, neuerlich wiederum grundsätzliche Entscheidungskriterien zu diskutieren und die bisher mehrheitlich getroffenen zielführenden Entscheidungen schlicht zu ignorieren.
Dies betrifft in besonderem Maße auch die Standortfrage. Es kann doch bitte nicht sein, dass neuerlich gar „Herforder Stammtische“ die letztwilligen Verfügungen Dieter Ernstmeiers diskutieren – ein unglaublicher und hoffentlich einmaliger Vorgang!
Dass die Stadt Herford selbst in der viel zu lange vernachlässigten Pflicht ist, ihre einmalige Stadtgeschichte endlich angemessen zu präsentieren und – darauf kommt es an – erlebbar zu machen, sollte ebenfalls keine Debatte auslösen, in der es z.B. um die Anzahl von vorzeigbaren Original-Exponaten geht.
Zumindest Rat und Verwaltung sollten jedenfalls – in Kenntnis der Stadtgeschichte – über jeden diesbezüglichen Zweifel erhaben sein.
Dass uns in Erfüllung dieser Pflichtaufgabe nun – auf ebenso einmalige Weise – der sensible, leider viel zu früh verstorbene Herforder Dieter Ernstmeier und der von ihm mitbegründete private Verein für Herforder Geschichte e.V. beitreten, sollte die Entscheidungsträger in besonderem Maße motivieren.
Dies weder zu erkennen noch anzuerkennen, ist im Konzert heutzutage beim Kampf ums Überleben erlaubtermaßen wettbewerbender Städte ein ebenfalls einmaliger – allerdings unglaublicher – Vorgang.
Kann es denn sein, dass eine Stadt glaubt, sie könne sich ihrer ureigenen Pflichten durch Übertragung entledigen, und sich darauf beschränken, allenfalls eine Art „Moderatorenrolle“ zu übernehmen?
Aber auch die Scheindebatte bzgl. dreier Museumsstandorte ist hausgemacht, und hat mit dem künftigen stadtgeschichtlichen „Museum am Münster“ zunächst einmal nichts zu tun.
Es kann auch nicht sein, dass wir ausgerechnet den Trägerverein für Herforder Geschichte mit der Lösung von Vereinbarungen konfrontieren, die städtische Liegenschaften betreffen. Die Einhaltung diesbezüglicher Vereinbarungen betrifft allein die Vertragspartner, die gewiss eine ebenso einvernehmliche wie großzügige Lösung finden werden.
Folgt man der derzeitigen z.T. öffentlich geführten Debatte, so hat man den Eindruck, dass das wichtige stadtgeschichtliche Museum – im Sinne zweier Kunstmuseen – allenfalls stiefmütterlich abgetan wird?
Gleiches gilt für die finanzielle Unterstützung: So wird es offensichtlich als „normal“ empfunden, dass die Herforder Kunstmuseen direkt oder indirekt mit öffentlichem Geld unterstützt werden, während das mindestens ebenso bedeutsame stadtgeschichtliche Museum am Münster ausschließlich von einem privaten Trägerverein sowohl errichtet als auch betrieben werden soll?
Man versetze sich in dem Zusammenhang doch bitte nur einmal in die Rolle der verantwortlich handelnden Personen im Stiftungsvorstand und -beirat sowie in die Rolle der ehrenamtlichen Mitglieder des Vereins für Herforder Geschichte.
Sie tragen die Verantwortung für den zweckgebundenen Nachlass Dieter Ernstmeiers in Millionenhöhe, und werden von politisch Verantwortlichen sowie einem künstlich erzeugten öffentlichen Druck daran gehindert, den großzügigen Stiftungszweck im Sinne der Stadt Herford und deren Bürgerinnen und Bürger zu erfüllen.
Dagegen stehen eine Stadtgeschichte, die ihresgleichen sucht, ein Konzept des Kenners der Herforder Geschichte, Prof. Dr. Matthias Wemhoffs, dessen erfolgreiches Schaffen und Forschen allein hunderttausende von Besuchern anzieht und die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Herford, die längst gemerkt haben, was da an wertvollem Potential schlummert, welches künftig generationsübergreifend den Kick der Begeisterung auslösen wird.
Eine Stadt ohne Geschichte ist eine arme Stadt!
Herford, 13. Februar 2007 H.G. Scheffer