Herford, 23.07.2012 Weltoffen – ohne Ziel
BARBARA GLOSEMEYER, NEUE WESTFÄLISCHE
O! wie weltoffen, heißt es im Abspann des neuen Herford-Films, mit dem die Stadt zu den Internationalen Hansetagen im Juni 2013 einlädt.
Verschiedene Herforder Gruppen tanzen fröhlich durchs Bild, dazu ist das eigens dafür komponierte, eingängige Lied „All I need“ zu hören, Bilder von der Werre, vom Marta und von Fachwerkhäusern zeigen eine lebens- und liebenswerte Stadt. So weit, so nett. Nur für wen?
Soll der Film die Herforder ermutigen, sich auf die Hansetage in der eigenen Stadt zu freuen? Ist er an die Herforder Politiker gerichtet, deren Vorfreude bisher verhalten und eher kostenorientiert gedämpft ist?
Nachfragen sind unerwünscht. Die verantwortliche Pro Herford gibt sich geheimnisumwittert. Man plane noch weitere Aktionen rund um den Film. Mehr könne und wolle man noch nicht verraten.
Selbst wenn es Marketingstrategen wichtig finden, besondere Knüller bis zum Schluss aufzuheben, hat die Stadtmarketingagentur Pro Herford die Pflicht und die Verantwortung, über Sinn und Zweck eines solchen Films zu informieren.
Schließlich geht es um Öffentlichkeitsarbeit für die Stadt Herford. Und die macht nur Sinn, wenn sie nach außen gerichtet ist und Besucher in die Stadt lockt.
Für wen also ist der Film gedreht worden? Wie wird er verbreitet, wie sichergestellt, dass ihn möglichst viele Nicht-Herforder zu sehen bekommen?
All das sind Fragen, die zu stellen, professioneller Teil einer Marketing-Strategie und -Kampagne ist. Dass der Film bei den Hansetagen in Lüneburg im Juni 300 Hansefahrern gezeigt wurde, reicht als Argument nicht aus.
Eng verbunden mit der Frage nach Zielgruppe und Verbreitung des Films sind die Kosten. Auch darüber schweigt sich die Pro Herford aus, weil einzelne Posten eines Hansetage-Gesamtbudgets nicht genannt würden. Warum nicht?
Fürchtet die Pro Herford, sich rechtfertigen zu müssen, weil die Stadt die Hansetage immerhin mit 650.000 Euro mitfinanziert? Oder ist der Film gar gesponsort vom Herforder Unternehmen wellteam?
Das zumindest würde erklären, warum im Herford-Film nur Mitarbeiter dieses Unternehmens mittanzen, andere heimische Firmen von Weltruf dagegen nicht vorkommen.
barbara.glosemeyer@ihr-kommentar.de