Herford (HK), 25. / 26. Juli 2009 Heinz-Günther Scheffer will
Engagement der Bürger für ihre Stadt fördern
Die Werrestadt wählt am 30. August den neuen Bürgermeister. Fünf Kandidaten bewerben sich um das Amt des Verwaltungschefs. Das HERFORDER KREISBLATT befragt alle Kandidaten während eines Spaziergangs oder einer Fahrradtour durch die Stadt. Mit Heinz-Günther Scheffer (Liste 2004) war Redaktionsleiter Peter Schelberg unterwegs.
Was hat die zu Ende gehende Ratsperiode geprägt?
Heinz-Günther Scheffer: Maßgeblich ging es um die Aufarbeitung von Beschlüssen aus der vorherigen Ratsperiode: Neben MARTa wären der Umbau der Grundschulen, die Umgestaltung des Linnenbauerplatzes, der Weiterbau des Walls und auch die Friedhofsbrücke zu nennen.
Ganz wichtig natürlich, dass es mir gelungen ist, mit der ITG den Käufer und Investor für das ehemalige Kaufhof-Areal gewonnen zu haben.
Ansonsten ist aus meiner Sicht aber viel zu wenig auf den Weg gebracht worden.
Gab es falsche Weichenstellungen?
Heinz-Günther Scheffer: Eine Fehlentscheidung war das Bauvorhaben am Bergertor. Dass man beschlossen hat, dort 23 Luxuswohnungen zu bauen, ging an der Realität vorbei. Bis das Vorhaben angehalten wurde, hat es uns fast eine Million Euro gekostet.
Ich bedauere nach wie vor, dass es uns nicht gelungen ist, mit dem Museum am Münster unsere einzigartige Stiftsgeschichte erlebbar zu machen. Ich will hier keine Notlösung, sondern es muss uns um die angemessene Präsentation eines überregional bedeutsamen Alleinstellungsmerkmals für Herford gehen.
Traurig ist, dass wir mit der Vision ein zweites Alleinstellungsmerkmal Herfords unnötig aufs Spiel gesetzt haben. Unsere Herforder Schausteller haben zweimal ein professionelles Konzept vorgelegt für eine neue Form der Vision. Der Haupt- und Finanzausschuss hat sie ohne nachvollziehbare Gründe abgelehnt. Inzwischen haben wir unsere Vision abgewirtschaftet, die über Generationen in Herford einen hohen Stellenwert hatte – da haben sich schon Oma und Opa kennengelernt.
Wie kann die Attraktivität der Innenstadt gesteigert werden?
Heinz-Günther Scheffer: Es ist mir – auch ohne Bürgermeister zu sein – gelungen, 2006 den wichtigen Investor für das ehemalige Kaufhof-Areal zu gewinnen. Man sieht erste Erfolge.
Die Firma Klingenthal hat die bisher lediglich angemieteten früheren Köhler-Flächen im letzten Jahr erworben. Das Parkhaus wird umgebaut, der Minipreis erweitert. Wenn hier wieder mehr Leben in die Stadt kommt, werden andere Geschäftsleute weitere Aktivitäten starten.
Für die Höckerstraße 3 und 5 gibt es schon vielversprechende Konzepte, die Gebäude abzureißen und moderne Ladengeschäfte einzurichten.
Auch muss das Erscheinungsbild unserer Innenstadt insgesamt freundlicher werden, dazu gehört für mich auch Blumenschmuck.
Mit mir als Bürgermeister würde sich die Stadt Herford auch um die Ausrichtung der Landesgartenschau bewerben, beispielsweise unter Einbeziehung des Aawiesenparks und mindestens des historischen Stadtteils Radewig. Auch das wäre ein Beitrag zu einer nachhaltigen Belebung der City. Rietberg hat es uns 2008 vorgemacht.
Was ist mit der Radewig?
Scheffer: Ich verweise auf den von mir angestoßenen Studentischen Ideenwettbewerb „Herford 2020″ mit 34 Studierenden der Bauhaus Universität Weimar aus 7 Nationen. Dazu gehört auch die Idee, in der Radewig ein deutsch-chinesisches Möbel-Design-Zentrum zu gründen.
Im nahen Aawiesenpark könnte nach Münchner Vorbild eine Art Englischer Garten mit Biergarten-Gastronomie als neuer Anziehungspunkt entstehen. Klar ist: Die Radewig kann nur mit einem völlig neuen frischen und unbelasteten Thema – gern auch in Verbindung mit MARTa – wiederbelebt werden.
Das Pöppelmann-Haus wurde für mehr als eine Million Euro stiefmütterlich saniert. Es kann für Veranstaltungen nur eingeschränkt genutzt werden und ist als Museum für Stadtgeschichte nicht geeignet.
Wie lässt sich eine soziale Stadt realisieren?
Heinz-Günther Scheffer: Als Stadt müssen wir erst einmal das Geld verdienen, das wir sodann gezielt für soziale Projekte ausgeben.
Zusammen mit den Bürgerinnen und Bürgern sollten wir eine Bestandsaufnahme machen und Bedarfe ermitteln, eine Politik des Hinsehens betreiben, um besonders unverschuldeter Not mit geeigneten Mitteln wirksam und unbürokratisch zu begegnen.
Warum sollten die Herforder das Kreuzchen auf dem Stimmzettel bei Ihnen setzen?
Scheffer: Weil ich ein Kind dieser Stadt bin. Weil ich mit offenen Augen durch die Welt gehe und sehr kommunikativ ist, glaube ich zu wissen, wie in Herford die Uhren ticken und was gut für Herford ist.
Da ich sehr beharrlich bin, nimmt man mir auch ab, dass ich Dinge, die ich zusammen mit den Bürgerinnen und Bürgern visionär erdenke, auch umsetzen werde. Und dass ich es verstehen werde, die Bürgerinnen und Bürger zu beteiligen.
Nennen Sie uns ein Hauptziel, sollten Sie zum Bürgermeister gewählt werden.
Heinz-Günther Scheffer: Ich möchte versuchen, ein Wir-Gefühl in Herford zu schaffen. Ich möchte, dass die Herforder das Gefühl bekommen, dass sich ihre Stadt positiv von anderen Kommunen unterscheidet. Das soll spürbar werden, um die Bürger auf diese Weise mitzunehmen, damit sie sich gern auch selbst noch stärker engagieren. Denn nur gemeinsam sind wir stark.
Ich würde meine Amtszeit auch unter ein Motto stellen, das die Bürger mitbestimmen können – ein gemeinsames Ziel, eine positive Botschaft.
Die Verwaltung hat den Bürgerinen und Bürgern zu dienen und nicht umgekehrt.
Wie bewerten Sie die aktuelle Diskussion über das geplante Kulturzentrum in Elverdissen?
Heinz-Günther Scheffer: Die Bauvoranfrage muss vor der Wahl entschieden werden, das ist auch möglich. Die angestrebte Nutzung wird bauordnungsrechtlich zulässig sein. Wenn jemand mit legitimen Mitteln die geplante Nutzung verhindern will, bleibt ihm nur die Möglichkeit, selbst als Käufer aufzutreten.
DER KANDIDAT PRIVAT
Heinz-Günther Scheffer ist gebürtiger Herforder und 56 Jahre alt. Nach dem Erwerb der Fachhochschulreife am heutigen Wilhelm-Normann-Berufskolleg schlug er die Offizierslaufbahn bis zum Hauptmann und Kompaniechef ein (1972 bis 1980). Parallel dazu studierte er an der Universität der Bundeswehr
in München Bauingenieur- und Vermessungswesen. Seine Ingenieur-Arbeit schrieb er im Fach »Städtischer Verkehrsbau«.
Nach Tätigkeiten in Planungsbüros betrieb er von 1984 bis 2004 eine Bauträgergesellschaft in Herford. Seit 26 Jahren betreibt er ein Bauplanungsbüro, aus welchem in den letzten Jahren besonders die Sparte Consulting hervorgegenen ist.
Seit 1999 ist Scheffer Ratsmitglied – ursprünglich für die FDP, seit 2004 für die Liste 2004, zu deren Mitbegründern er gehört.
Als stellvertretender Vorsitzender setzt er sich für die Interessen des Haus-, Wohnungs- und Grundeigentümervereins Herford ein.
Zu seinen Hobbys zählt der ehemalige Fallschirmspringer und Segler Skifahren, Schwimmen und Radfahren. Lieblingsessen: Goldgelb herausgebackenes Schnitzel mit Bratkartoffeln. Lieblingsziel im Urlaub: Bayern mit seinen schönen Bergen und Seen.
Seit 1978 ist Scheffer verheiratet, er hat zwei erwachsene, derzeit in München und Weimar lebende Kinder.