Herford, 21. August 2009 Vier Männer schärfen ihr Profil
VON CORINA LASS, Neue Westfälische
Die Stimmen, die die Wähler den Landratskandidaten am 30. August geben, werden Vorschusslorbeeren sein: Keiner der Vier hat Erfahrungen in dem Amt, in dem er Lieselore Curländer nachfolgen will. Beim NW-Treff im Kreishaus wussten die Kandidaten dennoch, Profil zu zeigen.
Voll war es im Foyer des Kreishauses, wo Barbara Glosemeyer (NW-Lokalchefin Herford) und Thorsten Gödecker (NW-Lokalchef Bünde) die Moderation der Veranstaltung übernahmen. Dabei provozierten sie auch mit der einen oder anderen unbequemen Frage.
Bayerische Verhältnisse hat Spenges Bürgermeister Christian Manz (CDU/FDP) mit einem Wahlergebnis um die 70 Prozent bei der vergangenen Kommunalwahl geschaffen. Obwohl die nächste Bürgermeisterwahl bequem für ihn wäre, kandidiert er als Landrat -, weil der Kreis „die Addition der Städte und Gemeinden“ ist. Für Stadtteile und Dörfer will Manz einiges tun. Stichworte: Wettbewerbe wie „Unser Dorf hat Zukunft“, Wirtschaftsförderung, Breitbandverkabelung.
Er kenne den Kreis wie seine Westentasche, sagte Ralf Heemeier (SPD), der zehn Jahre Erfahrung als Kreisdirektor hat. Gestaltungsspielräume wie es sie beim heute wirtschaftlich und erfolgreich arbeitenden Klinikum gegeben habe, will er zusammen mit Städten und Gemeinden nutzen. Die Bundes-SPD hat in den vergangenen Monaten zwar an Akzeptanz verloren, doch seine Erfahrung sei, dass die Bürger das von ihm als Landratskandidaten trennten.
Zum ersten Mal kandidiert ein Grüner für das Landratsamt. Aber dass er deshalb keine Chance habe, wies Walter Neuling von sich. Die Kräfte verschöben sich, die Parteien rückten einander näher. Für sich nimmt er in Anspruch, eine Verwaltungsführung auf moderne Art führen zu könnenEine klare Aussage kam von Neuling zum MARTa: Das Museum sei ein Leuchtturmprojekt für ganz OWL, es biete kulturpolitische Impulse und verwische den Eindruck des Provinziellen, der über der Region schwebe. Deshalb sei es richtig, dass auch der Kreis es bezuschusse.
Keine Partei im Rücken – das kann auch eine Chance sein. Eckard Gläsker (UWG/Freie Wähler) sieht sich unabhängig „von einer Parteiideologie, die von oben kommt“. Die Freien Wähler, so Gläsker, könnten mal mit der einen, mal mit der anderen Fraktion entscheiden – ganz an der Sache orientiert.
Klare Worte hatte Manz zum Bildungsbüro: Dessen Glorifizierung im Vorfeld sei ihm zu allen Knopflöchern herausgekommen, weil nicht klar gewesen sei, ob die Schulen tatsächlich davon profitieren.
Offenheit hat Heemeier in der Affäre um das Büro vermisst. „Dadurch ist bei den Bürgern der Eindruck entstanden, hier kann jeder machen was er will.“ „Wir werden weiterhin in Bildung investieren, aber wir werden auch sehen, ob es den Schülern nutzt.“
Viele Ansätze des Bildungsbüros seien von den Schulen für gut befunden worden, sagte Neuling. Gläsker will die Zahl der Stellen im Bildungsbüro wie im Kreis insgesamt kritisch überprüfen.
Unterschiedlich betrachten die Kandidaten die Energieversorgung: Ob die Rekommunalisierung der Energieversorgung erfolgreich sei, müsse sich noch beweisen, sagte Manz. Dem hielt Heemeier das Beispiel Bielefeld entgegen, dort betreibe die Stadt eine qualifizierte Energiepolitik. „Die Zukunft liegt in der dezentralen Versorgung“, sagte Neuling. Gläsker sprach sich für den Verkauf der Eon-Anteile des Kreises bei gleichzeitiger Senkung der Kreisumlage aus.
Eine lebendige Diskussion schloss sich an – über Wirtschaftsförderung, den Landschaftsbeirat, eine Tunnellösung in Schweicheln, den Wegfall der Stichwahl und die Mobilisierung ehrenamtlichen Engagements.