Von niemandem(?) bestellt – von Bürgerinnen und Bürgern bezahlt!
Mit Interesse habe ich gelesen, dass der Bund der Steuerzahler NRW die neue Fußgängerbrücke über die „Lipp’sche Bahn“ aufgegriffen hat.
Ich gehöre übrigens zu den Bürgern, die eine Ersatzbrücke in diesem Fall befürworten. Schließlich handelt es sich hier um eine bewährte, stark frequentierte direkte Verbindung eines weiter wachsenden Wohnquartiers mit einer städt. Grundschule (Grundschule „Falkstraße“) und einem Kindergarten (Kindergarten am „Viehtriftenweg“) hin zur Innenstadt.
Für den vorzeitigen Abbruch der alten Brücke, das hölzerne Provisorium und die Konstruktion der künftigen Brücke fehlt jedoch auch mir das Verständnis.
Richtig, dass der Bund der Steuerzahler u.a. das angemietete Holz-Provisorium kritisch anspricht, dessen Notwendigkeit dadurch entstanden war, dass die Bauverwaltung vorschnell eigenmächtig den Abbruch verfügt hatte. Die alte Brücke war natürlich wesentlich stabiler als das hölzerne Provisorium. Dass dieses überhaupt noch steht!
Um ein Ausbröckeln der Betonkanten der alten Brücke zu verhindern, hätte es zum Beispiel gereicht, seitlich U-Eisen aufzuschieben und fest zu verdübeln.
Die neue – behindertengerechte (wg. der Förderungswürdigkeit) – Brücke hat das Büro Bockermann Fritze IngenieurConsult GmbH in Enger geplant. Das Büro ist identisch mit dem Büro, welches die alte Brücke – im Rahmen der routinemäßigen Brückenschau im Auftrag der Stadt – „kaputt geschrieben hat“.
Die Kosten in Höhe von rd. € 800.000,00 für das neue Brückenbauwerk sind immens. Schaue man sich die neue Brücke mit ihrer langen Rampe („Schnecke“) an. Ohne die Dinge vertiefen zu wollen: Für solche Fälle hat man bereits vor Zeiten vandalismussichere einseitige Fahrstühle konstruiert, die unter dem Strich erheblich preisgünstiger sowie raum- und materialschonender sind.
Man denke z.B. nur an den bereits 1902(!) nach den Plänen des Ingenieurs Raoul Mesnier de Ponsard konstruierten „Elevador de Santa Justa“, auch „Elevador de Carmo“ genannt, der im Stadtzentrum Lissabons den Stadtteil Baixa mit dem höhergelegenen Stadtteil Chiado verbindet.
Hat es überhaupt einen Wettbewerb für das Ersatz-Brückenbauwerk gegeben?
Aber wir leisten uns ja bereits den nächsten vollkommen überflüssigen „Luxusbau“ – den so genannten „Wallsteg“.
Ich kenne – außer einer Mehrheit aus CDU und Bündnis 90/DIE GRÜNEN – keine Bürgerin/keinen Bürger, der dieses „Ungetüm“ bestellt hätte. Gleichwohl sind die Bürgerinnen und Bürger kostenmäßig mit rd. € 130.000 dabei. Die tatsächlichen Kosten werden alsbald konkret aufzuschlüsseln sein.
Die „Schnappschüsse“ zeigen das vollkommen deplatzierte Bauwerk, welches in diesen Tagen der ungefragten Öffentlichkeit übergeben werden soll.
Der vollkommen überflüssige Steg, dessen Kosten durch nichts zu rechtfertigen sind, verdeckt neuerlich den Zusammenfluss von Aa und Stadtgraben.
Bot sich dort bisher für Bürgerinnen und Bürger ein imposantes Bild, so stößt man nun – inmitten der Natur – auf den klobigen stählernen Fremdkörper.
Auch der dort ausgemachte seltene Eisvogel hat sich mit den Bauarbeiten verabschiedet. Dies jedenfalls bestätigen die Anlieger.
Die Idee, einen solchen „Steg“ zu errichten, soll von dem Architekturbüro „fun“ (Feld & Nikulski, Herford) stammen, unter dessen erneuter Beauftragung sich die politische Mehrheit – was den Wall betrifft – langsam um die Stadt quält.
Bereits nach dem ersten ca. 160 m langen „Wall-Musterstück“ vom Steintor bis zum Daniel-Pöppelmann-Haus hatte die Stadtverwaltung erwogen, selbst – ohne weitere Beauftragung eines Architekturbüros – weiterzubauen, bzw. zu pflastern. Seinerzeit hieß es seitens der Bauverwaltung, dass Büro „fun“ habe für den Fall bereits mit Klage bzgl. des Urheberrechtes gedroht. Dabei hat es auch bei diesem städt. Bauprojekt bis heute weder einen Wettbewerb noch ein ganzheitliches Konzept für den Neu-/Umbau des gesamten(!) Walls mit all seinen Über- und Unterführungen gegeben.
Aktuell hat die Stadtverwaltung gar ein Hannoveraner Ing.-Büro damit beauftragt, zusätzlich teure Gutachten zu erstellen. In den Gutachten – vorgestellt in der letzten Sitzung des Verkehrsausschusses – geht es um die Prüfung, den Radverkehr auf dem Wall, dort wo dieser den öffentlichen Straßenverkehr kreuzt, künftig gar zu bevorrechtigen.
Unterdesssen „quält“ man sich – wie gesagt – in Teilabschnitten um die Stadt. Um die immer wieder neue Beauftragung eines Architekturbüros für die Fortsetzung der Pflasterarbeiten zu rechtfertigen, werden die Teilabschnitte dann mit weiteren kostenintensiven „Spielereien“ – in diesem Fall dem „Wallsteg“ – befrachtet?
Beim letzten Bauabschnitt waren es die mit rd. € 80.000,– veranschlagten so genannten „Blech-Intarsien“, die später gar nicht zur Ausführungen gelangten. Gleichwohl wurden sie bei der Vergütung der Architekturleistungen seitens der Stadt abgegolten, als seien sie sehr wohl zur Ausführung gelangt.
Heinz-Günther Scheffer
Vorstands- und Ratsmitglied
der unabhängigen Ratspartei
„Liste 2004 – Initiative für Herford“