Spenges Bürgermeister Christian Manz (CDU) macht sich Sorgen um die kleinen Anbieter
von HORST CHUDZICKI, NW 10.02.2007
Spenge. Im Stammland der ehemaligen Elektrizitätswerke Minden-Ravensberg (EMR), im Kreis Herford also, geht zurzeit die große Sorge um, dass die heutigen Entscheidungsträger in der E.ON-Konzernzentrale auf dem heiß umkämpften Strom- und Gasmarkt nicht mehr so viel Rücksicht auf die Arbeitsplätze des Unternehmens im Kreis Herford legen könnten.
E.ON ist bekanntlich gerade in Spanien auf Einkaufstour, um den größten dortigen Konkurrenten Endesa zu übernehmen, und plant, mit einer neuen Gesellschaft „E wie einfach“ in Deutschland seine eigenen Regionalgesellschaften wie zum Beispiel E.ON Westfalen Weser bei den Preisen für Gas und Strom zu unterbieten.
Im Gegensatz zu den meisten anderen Städten und Gemeinden im Kreis Herford hat Spenge seine Anteile nicht verkauft und gehört somit noch zu den, wenn auch sehr kleinen kommunalen Gesellschaftern von E.ON Westfalen Weser.
Dessen Gesamtbetriebsratsvorsitzender Reinhard Luhmann bleibt indes angesichts der Entwicklung noch relativ ruhig. Er sagt allerdings: „Wenn die Bürgermeister im Aufsichtsrat sich ihr Beharren auf Standortinteressen nicht abkaufen lassen, kann eigentlich nichts passieren.“ Und er legt Wert darauf, „dass kein Keil zwischen die kommunalen Gesellschafter und die Arbeitnehmervertreter getrieben wird“.
Einer dieser Bürgermeister mit E.ON-Anteilen ist Christian Manz in Spenge. Der findet es „etwas seltsam, dass ein großes Energieversorgungsunternehmen seinen eigenen Regionalgesellschaften über die Preise Konkurrenz machen will“.
Viel größere Sorgen macht Manz sich aber um die nicht an einen großen Konzern gebundenen Unternehmen, wie zum Beispiel die Energie- und Wasserversorgung (EWB) Bünde, die auch in Spenge das Gas liefert. Die EWB sei mit anerkannt moderaten Preisen am Markt, sagt der Bürgermeister. Der neue E.ON-Ableger könne demnächst allerdings „die regionalen Strukturen ganz gehörig unter Druck setzen“.
Christian Manz kritisiert allerdings auch die anderen Kreis-Kommunen, die sich jetzt über die Geschäftspraktiken von E.ON ereiferten, darin, dass sie – im Gegensatz zu Spenge – nicht einmal ihren Strom bei E.ON Westfalen Weser kaufen, sondern über einen Pool in Flensburg. Mehr Einfluss bei Eon könnten die verbliebenen kommunalen Gesellschafter nur gewinnen, wenn sie ihre Abnahme ebenfalls poolen.
Manz hat viel Verständnis dafür, dass es sich hier um ein „Aufregerthema“ handelt, „weil die Energiekosten den Bürgern im Portemonnaie tatsächlich weh tun“. Und wörtlich: „Ich bin gerade an einer Tankstelle vorbei gefahren. Schon wieder fünf Cent teurer der Sprit. Das hält doch keiner aus.“
Seiner Ansicht nach stehe noch nicht endgültig fest, wie sich der neue Preiskampf bei Strom und Gas auswirken werde, da seines Wissens noch nicht über die Netzdurchleitungsrechte und -preise verhandelt worden sei. Und dann wiederholte der Spenger Bürgermeister eine schon häufiger von ihm geäußerte Auffassung: „Wir sind unseren regionalen Versorgern E.ON Westfalen-Weser und EWB treu, weil wir hier zuverlässig und preisgünstig beliefert werden.“
Für die Kunden werde es schließlich immer schwerer, einen echten Überblick zu gewinnen, zumal sich der Konkurrenzkampf jetzt mit Sicherheit beschleunige und härter werde.